Skorpionstich und Histamin

Gabriele Oppermann • 5. September 2025

Wie ein Botenstoff Allergien, Intoleranz und sogar das Gehirn beeinflussen

Unser Urlaub in Slowenien war eigentlich entspannt und voller schöner Momente. An einem lauen Sommerabend machten wir uns auf den Weg nach Koper, um direkt am Hafen zu Abend zu essen. Die Sonne war schon hinter dem Horizont verschwunden, das Meer schimmerte im Abendlicht – der perfekte Augenblick für ein Erinnerungsfoto.


Doch dann passierte es: Ein stechender Schmerz durchfuhr plötzlich meine Fußsohle, so heftig, dass ich laut aufschrie. Mein Mann meinte später, ich hätte regelrecht gequietscht. Seltsam war, dass der Fuß nicht anschwoll, es war nirgends ein Insekt zu sehen, das ich zertreten hätte bei meinen Sprüngen, die ich vollführte und der Stich befand sich an einer sehr seltsamen Stelle - direkt unter dem Ballen des großen Zehs. Kühlung machte den Schmerz schlimmer, Wärme und Druck dagegen waren lindernd.


Aus der Kombination - keine Schwellung, tiefer Schmerz folgerte ich einen Hummel- oder Skorpionstich. Aus der Tatsache, dass Kälte das Gegenteil bewirkte und der Stich sich am Innenfuß zwischen Sandale und Ballen befand, einen Skorpionstich.


Um den Stich zu behandeln, nahm ich Antihistaminika – und tatsächlich: Das Brennen und Stechen ließen innerhalb weniger Stunden nach. In der Fußsohle zeigte sich später ein deutliches Hämatom, ein richtiger blauer Fleck mit Einstichstelle ohne Stachel. Zusätzlich habe ich die Stelle mit Aloe Vera eingerieben, das sich bei Insekten- oder Tierstichen sowie Sonnenbrand bewährt hat. Zum Abschluss unterstützte ich die Ausleitung des Giftes mit Schüßler-Salzen, unter anderem Nr. 8 (Natrium chloratum).

Erst dadurch wurde mir klar: Dieser Stich hatte nicht nur etwas mit Gift zu tun, sondern auch mit einem kleinen Molekül, das in unserem Körper große Wirkung entfaltet – Histamin.


Histamin – mehr als nur „Allergiestoff“

Histamin ist ein körpereigener Botenstoff. Er wird vor allem in Mastzellen gespeichert und bei Reizungen, Verletzungen oder Kontakt mit Giften freigesetzt.

Seine Aufgaben sind vielfältig:

  • im Immunsystem: Auslösen von Entzündungsreaktionen (Rötung, Schmerz, Juckreiz)
  • im Magen: Anregung der Magensäureproduktion
  • im Gehirn: Steuerung von Wachheit, Appetit, Aufmerksamkeit und sogar Stimmung

Wenn also Gift – wie beim Skorpionstich – auf den Körper trifft, wird Histamin freigesetzt. Genau das erklärt Schmerzen, ungewöhnliche Empfindungen und manchmal auch systemische Reaktionen.


Histaminintoleranz – wenn der Abbau nicht klappt

Normalerweise bauen Enzyme wie DAO (Diaminoxidase) Histamin wieder ab. Doch wenn dieser Abbau gestört ist, kann es zu einer Histaminintoleranz kommen. Die Folgen:

  • Kopfschmerzen, Herzklopfen, Hautrötungen, Verdauungsprobleme
  • Nervosität, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen

Histamin wirkt also nicht nur im Körper, sondern auch im Gehirn – es beeinflusst, wie wir uns fühlen und denken.


Histamin, Mastzellen und Immunkomplexe

Eine oft unterschätzte Rolle spielt Histamin auch im Zusammenspiel mit unserem Immunsystem. Mastzellen setzen Histamin nicht nur bei Allergien frei, sondern reagieren auch auf Erreger oder Unverträglichkeiten. Dabei können sich sogenannte Immunkomplexe bilden – Verbindungen aus Antikörpern, Erregern oder Nahrungsbestandteilen.

Diese Immunkomplexe können wiederum entzündliche Reaktionen anstoßen und auf Dauer sogar Organe oder ganze Organsysteme belasten. Besonders empfindlich reagiert dabei das Nervensystem, was erklären könnte, warum viele Betroffene neben körperlichen Beschwerden auch neurologische oder psychische Symptome erleben.

So zeigt sich: Histamin ist nicht nur ein einfacher Botenstoff für Allergien, sondern Teil komplexer Immunreaktionen, die tief in unser Wohlbefinden eingreifen können.


Was tun bei zu viel Histamin?

  • Akut: Antihistaminika (ärztlich verordnet), Wärme oder Druck können helfen.
  • Langfristig: histaminarme Ernährung, Stressreduktion, ggf. DAO-Präparate.
  • Bei Stichen oder allergischen Reaktionen: immer medizinisch abklären lassen.


Fazit

Mein Skorpionstich in Slowenien war nicht nur ein Schreckmoment, sondern auch eine spannende Erinnerung daran, wie mächtig dieser kleine Botenstoff ist. Histamin verbindet Allergien, Intoleranzen und sogar unsere Gedankenwelt – und zeigt, wie eng Körper und Geist zusammenarbeiten. Zudem sollten wir stets unsere Ernährung im Blick haben. Eine Überproduktion von Histamin ist in der Regel hausgeacht aufgrund falscher Ernährung und Lebensweise. Um eine  Überproduktion von Histamin zu vermeiden oder diese gar zu regulieren, hier nun meine "Take-Home-Message".


Take-Home-Message

  • Histamin ist notwendig, kann aber bei Überlastung Beschwerden verursachen.
  • Frische Lebensmittel sind der Schlüssel: je kürzer gelagert, desto verträglicher.
  • Kritisch: Gereiftes, fermentiertes, altes Fleisch/Fisch, Hart- und Weichkäse, Sauerkraut, Alkohol.
  • Gut verträglich: Frisches Gemüse, ausgewählte Obstsorten, Reis, Hirse, Quinoa, frisches Fleisch/Fisch, hochwertige Öle.
  • Balance statt Verzicht – bewusst wählen, auf Frische achten und den eigenen Körper beobachten.


❌ Mythos: „Es gibt den einen Test für Histaminintoleranz.“

Viele glauben, man könne Histaminintoleranz einfach durch einen Labortest nachweisen.

✅ Realität:

Einen sicheren Einzeltest gibt es nicht. Verschiedene Verfahren liefern nur Teilinformationen:

  • Histamin oder DAO im Blut → schwankend, wenig zuverlässig
  • Spezialmarker (z. B. Mastzellprodukte) → nur im Labor und nicht standardisiert
  • Eliminations- & Provokationsdiät → aktuell der praktischste Nachweis im Alltag

👉 Die Diagnose entsteht aus dem Gesamtbild von Symptomen, Ernährung und ergänzenden Tests, nicht aus einer einzigen Zahl.

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